Oktober Inspiration

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Ruhe kehrt ein. Die Natur zieht sich zurück. Die grosse Arbeit des Jahres ist getan. Es ist eine gemütliche und erfüllende Ruhe. Eine Ruhe voller Dankbarkeit und Musse. Denn auch wir dürfen uns zurücklehnen, gönnen uns eine Pause. Das Farbenspiel der Blätter hat begonnen. Das Licht der Sonne entschwindet und lässt wunderbar rostige, braune und gelbe Farbtöne erscheinen. Die warmen Sommertage gehören der Vergangenheit an. Vielleicht wird es ab und zu noch schön warm, doch die Nebelbänke frühmorgens sowie die kühlen Nächte machen uns klar: Die helle Jahreszeit ist vorbei.

Der Oktober ist deshalb für viele der Monat der Melancholie. Ein Gemütszustand der Schwere. Die Natur verabschiedet sich. Sie zieht all ihre Energien nach Innen. Alles deutet darauf hin, dass sie sich von uns trennt. Uns verlässt und sich zurückzieht. Diese Trennung empfinden wir als Schmerz. Wir sind getrennt vom Licht, von der Leichtigkeit des Sommers, der sprühenden Energie des Frühlings.

Ich hatte lange Mühe mit dieser Trennung. Ich empfang den September und Oktober zwar immer als absolute Höhepunkte im Jahresverlauf, doch die Aussicht, dass sich schon bald der goldene Herbst in ein trübes Nass verwandeln würde, war für mich schwierig zu akzeptieren. Aber je mehr ich mich auf den Rhythmus der Natur einliess, desto eher konnte ich es nachvollziehen. Und irgendwann verstand ich es. Unsere Welt, unser Sein, ist geprägt von der Polarität. Alles hat immer zwei Kräfte in sich. Wir atmen ein, wir atmen aus. Wir erleben die Nacht, genauso wie den Tag. Wir bestehen aus Schatten, wir bestehen aus Licht. Wenn wir uns darauf achten, begegnet uns dieses Wechselspiel überall. Die Gezeiten der Meere, der Wechsel der Jahreszeiten, der Kreislauf der Sonne, der Rhythmus des Mondes. Alles ist davon geprägt. So auch wir.

Die Botschaft des Herbstes, vor allem des Oktobers, ist es, langsam in diese Wechselwirkung einzutauchen. Denn nur dann gelingt es uns, auch das Schwere zu akzeptieren. Die Natur lädt uns dazu ein, ganz langsam Einkehr zu halten. Einen Blick nach Innen zu werfen. Die ruhigere und dunklere Zeit zu nutzen, um mit sich selbst in Resonanz zu gehen. Und sobald wir das tun, ist es auch keine Trennung mehr. Dann empfinden wir den Rückzug der Natur nicht als Abschied. Denn auch wir kehren ein. Ziehen uns zurück. Der Rückzug der Natur ist dann auch unser Rückzug.

Ich lernte, mit dem Rhythmus der Natur mitzugehen. Und sobald ich das tat, empfand die dunkle Jahreszeit nicht mehr als schwer. Indem ich mir bewusst Ruhezeiten gönnte, mal NEIN sagte und immer wieder einen Gang tiefer schaltete, war ich plötzlich sogar dankbar. Dankbar um Mussestunden. Stunden der Einkehr und Stille.

Lass dich auf ihren Rhythmus ein. Vielleicht empfindest du dann den kalten Tage gar nicht mehr schlimm. Denn sie gehören dazu und sind sogar wichtig. Und damit die Umstellung nicht ganz so hart ist, schenkt dir die Natur den Oktober. Mit all seinen farbenprächtigen Farben und Formen. Lass dich auf den Herbst ein. Geniess die dunklere Jahreszeit. Denn sie schenkt dir Stunden der inneren Ruhe und ein zutiefst wirkendes Ankommen bei sich selbst.