Die Stürme unseres Lebens

Der Sturm vor ein paar Tagen hat mich an eine Erkenntnis in der Bretagne erinnern lassen, die ich gerne mit dir teile. Im letzten Winter stürmte es eines Nachts mal wieder sehr stark und als ich am darauffolgenden Morgen am Strand spazieren ging, war ich erschrocken ab all dem Müll, den der Sturm aufgewühlt hatte. Der sonst so jungfräuliche Strand war übersät mit alten Fischerseilen, Pet-Flaschen, Plastikverpackungen etc. Ich begann den Müll einzusammeln und in die dafür vorgesehenen Abfalleimer zu tun.


Während dem ich so dem Strand entlang lief und den Müll einsammelte, kam mir plötzlich die Erkenntnis, dass es bei uns Menschen gar nicht so viel anders ist. Auch bei uns können innere Stürme unseren „Müll“ aufwirbeln. Das können Verletzungen, Traumata oder innere Wahrheiten sein. Oft leben wir unser Leben so, dass vermeintlich immer alles in Ordnung ist. Und wenn dann ein Sturm aufkommt und einiges aufdeckt, lassen wir lieber den Sturm vorbeiziehen und hoffen, dass der Sand alles wieder abdeckt und die Flut den Dreck mitzieht. In die Tiefe. Wo alles nicht mehr sichtbar ist. 


Doch unsere Verletzungen, unsere eigenen Wahrheiten sind deshalb nicht verschwunden. Sie wirken weiter. Tief verborgen im Unbewussten. 


Die Stürme des Lebens sind dazu da, dass wir hinsehen. Dass wir Ordnung schaffen und unser Leben in die Hand nehmen. Sie ermöglichen uns aufzuräumen und wohlwollend unsere angesammelten Themen anzusehen. Sie zu beachten, ans Licht zu bringen, damit wir sie transformieren können. Wenn wir jedoch edes Mal wegschauen, sammelt sich nur immer mehr an…es wird dadurch nicht einfacher, im Gegenteil. 

So paradox es tönt. Ich habe gelernt meine Stürme des Lebens zu achten. Sie sogar zu wertschätzen. Denn sie zeigen mir auf, wo ich liebevoll und mit Mitgefühl meine eigenen Themen aufarbeiten kann. 

Und was gibt es Schöneres, als nach einem erneuten Sturm an den Strand hinunter zu laufen und festzustellen, dass kein Müll mehr da ist. Dass alles rein gewaschen ist. Ich freue mich schon auf diesen Moment. Und du? 

Susana Garcia Ferreira