Unsere innere Geheimwaffe: Der Erholungsnerv

Beitrag von Barbara Meister

Als ich in den letzten Tagen verschiedene Diskussionsrunden verfolgte, ist mir eine Aussage besonders nahe gegangen: “Wir befinden uns jetzt im Sprint, es wird uns jedoch ein Marathon bevorstehen.”

Was bedeutet dies für unser vegetatives Nervensystem?

Als Physiotherapeutin möchte ich dies mit einem anderen Beispiel erklären: Zu Zeiten der Jäger und Sammler traf der Mensch vielleicht ein Mal pro Woche auf einen Bären. Die anderen Tage hatte der Körper Zeit sich von dieser «fight or flight» Situation zu erholen. Wir können davon ausgehen, dass wir in der heutigen normalen Zeit unter dem Stress-Level von drei Bären-Treffen pro Tag stehen.»

Übersetzt auf die heutigen Tage und Wochen möchte ich mir gar nicht vorstellen, wie viele Bären uns im Moment über den Weg laufen. Unser Körper ist im ständigen Kampf-Flucht-Modus, der Körper ist in erhöhter Leistungsbereitschaft und läuft damit Gefahr die körpereigenen Reserven anzuzapfen.

Wie funktioniert unser vegetatives Nervensystem?

Um ansatzweise zu verstehen, was dies für unseren Körper bedeutet möchte ich euch das vegetative Nervensystem kurz vorstellen. Es besteht aus drei Anteilen:

  • Sympathikus: setzt den Körper in erhöhte Leistungsbereitschaft (fight or flight)

  • Parasympathikus: kümmert sich um die Regeneration und den Aufbau der körpereigenen Reserven (rest and digest)

  • Enterisches Nervensystem (Nervengeflecht, welches den gesamten Magen-Darm-Trakt durchzieht)

Zusammen regulieren und kontrollieren sie lebenswichtige Funktionen (Atmung, Verdauung, Stoffwechsel, Herzschlag, u.vm.), Organe und Organsysteme.

Kommen wir zum Treffen mit dem Bären zurück. Dies bedeutet für unseren Körper, dass er wahrscheinlich im Jetzt noch viel langanhaltender in Alarmbereitschaft, also unter Stress steht und stehen wird. Die Zeit in Balance zu kommen, ist viel kürzer und er läuft Gefahr die körpereigenen Reserven anzuzapfen. Es kommt zu einer Reizübersteigerung und einseitigen Überforderung des Systems.

Wenn wir uns also jetzt im Sprint befinden sollten und uns ein Marathon bevorsteht, ist es von essentieller Wichtigkeit alle Tools und Ressourcen anzuzapfen, welche uns Ruhe bringen, unsere Entspannung fördern und unseren Körper entlasten (rest and digest).

Unsere innere Geheimwaffe

Eine «Geheimwaffe» zur Förderung der Balance möchte ich euch vorstellen: Der N. vagus. Er spielt eine wichtige Rolle im ganzen vegetativen Nervensystem. Er wird auch «Erholungsnerv» genannt und verbindet das Gehirn mit vielen wichtigen Organen des Körpers (inkl. Darm, Herz, Lunge). Seine Stimulation beeinflusst deren Funktion und Regulation. Er sorgt für Ruhe und Erholung.

 

Wie rege ich diesen «Erholungsnerv» an:

-        Kalt- oder Wechselduschen (verringert den Kampf- oder Fluchtreflex)

-        Langes und tiefes Atmen (der Bauch darf sich weit nach aussen wölben)

-        Singen, summen, gurgeln  (der N. vagus verläuft im Bereich der aktivierten Kehlkopfmuskeln)

-        Druck der Handflächen gegen die geschlossenen Augen

-        Lautes Lachen

 

In uns stecken mehr Werkzeuge, als wir ahnen. Ich bin überzeugt, dass die Meisten ihre Ressourcen kennen, welche sie zur Ruhe und zu mehr Balance und Energie bringen. Hier noch ein paar Gedankenanstösse:

Spaziergang in der Natur, Yoga, Autogenes Training, Ausdauersport, Tanzen zum Lieblingslied, gesunde Ernährung, Leberwickel, Basenbäder, u.v.m

 

 Jetzt gilt es diese zu pflegen, ihnen Aufmerksamkeit zu schenken und uns zu stärken, dass uns unser «Schnauf» nicht so schnell ausgeht.

 

Dieser Beitrag ist von Barbara Meister.