Oktober Inspiration

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“ Im Herbst sammelte ich alle meine Sorgen und vergrub sie im Garten. Als der Frühling wiederkehrte, wuchsen in meinem Garten schöne Blumen.” Khalil Gibran

Die Worte Khalil Gibran’s erfassen wunderbar die Magie des Herbstes. Wenn ich die Augen schliesse, sehe ich ihn vor mir. Wie er voller Vorfreude, ja sogar verschmitzt, seine Sorgen packt und sie einfach vergräbt. Wie gut das tut! Wie schön das anmutet! Nichts anderes tut der Herbst. Vor allem der Oktober ist ein wahrer Meister darin. Er lässt alles los, was er nicht mehr braucht. Ganz simpel, ganz einfach. Es sind nicht nur die Blätter der Bäume, die er loslässt. Es sind auch die herrlichen Früchte, das köstliche Gemüse und die bezaubernden Blumen. Sie alle lässt er los. Sie haben nichts zu verlieren. Denn der Sinn des Herbstes liegt darin, alles in der Natur zur Vollendung zu bringen und dann sterben zu lassen. Genau darin liegt seine Magie. Wir meinen im Herbst geht alles zu Ende und die Natur steht still im Winter. Doch mit jedem Loslassen wird Neues gesät. Der Samen einer Eiche kann beispielsweise monatelang in der harten Schale überwintern und diese dann im Frühling platzen lassen. Der Herbst lehrt uns Vertrauen zu haben. Vertrauen darin, dass alles seine Richtigkeit hat. Dass alles gut kommt. Wie sonst könnte die Eiche alle ihre Eicheln einfach loslassen, wenn sie nicht wüsste, dass der Kreislauf weitergeht?

Wann haben wir das letzte Mal Vertrauen in das Werden gehabt? Damit meine ich nicht Vertrauen in uns oder in unsere Fähigkeiten. Nein. Mir geht es um das Vertrauen zum Leben an und für sich. Gehen wir wieder zum Beispiel der Eiche. Sie hat alles getan, was sie tun konnte. Sie hat im Laufe des Jahres ihre Kräfte nach aussen gerichtet und zehntausende von Eicheln heranwachsen lassen. Und dann lässt sie sie los. Sie weiss, dass sie nichts mehr für die kleinen Samen tun kann. Sie hat Vertrauen darin, dass auch andere Kräfte wirken und die Natur dafür sorgt, dass es weitergeht. Mir scheint, dass wir dieses Vertrauen oft verloren haben. Wir folgen dem Trugschluss, alles in unserer Macht zu haben. Alles unter Kontrolle halten zu können. Doch dem ist nicht so und das ist auch gut so. Wie befreiter wären wir alle, wenn wir mehr Vertrauen in das Werden hätten. Darin, dass wir manchmal einfach einen Schritt zurückgehen und den Dingen ihren Lauf lassen.

Khalil Gibran spricht jedoch nicht nur das Loslassen und Vertrauen an. Es geht auch um die Zuversicht. Die Zuversicht ist die Schwester des Vertrauens, einfach mit einer zusätzlichen Prise positiver Energie. Er schreibt so, als wüsste er von Anfang an, dass sich seine Sorgen in wunderschöne Blumen verwandeln würden. Er sieht seine Sorgen, vergräbt sie und weiss innerlich, dass sie im nächsten Frühjahr zu wunderschönen Blumen heranwachsen. Es braucht Mut den inneren Kritiker zur Ruhe zu bringen. Mut daran zu glauben, dass aus Sorgen Blumen werden können. Wir tendieren lieber zu zweifeln. Denn dann sind wir ja auf der sicheren Seite. Oder? Und auf den ersten Blick lädt der Herbst nicht ein mutig oder zuversichtlich zu sein. Der Frühling eignet sich da vordergründig doch viel besser. Ist es wirklich so?

Der Zauber des Herbstes besteht aus dem Vertrauen, nicht alles selbst tragen zu müssen. Dem Wissen, dass wir loslassen dürfen. Und der Zuversicht, dass im Frühjahr alles neu erblühen wird.

Ich wünsche euch allen einen wunderbaren Oktober. Geniesst ihn!

Susana