Loslassen setzt Vertrauen voraus

Bildschirmfoto 2020-09-24 um 09.55.49.png

Jedes Jahr aufs Neue, erleben wir im Verlaufe des Oktobers den Übergang der Jahreszeiten. Die Sonne widmet sich anderen Gefilden zu, ihre Kraft schwindet. Alle Bäume, Pflanzen und Tiere erkennen das Zeichen und ziehen sich zurück. Widmen sich den Vorbereitungen, die es braucht, um den Winter zu überstehen. Sie alle wissen, was es zu tun gilt. Als würde eine unsichtbare Kraft das ganze Geschehen auf wohlwollende Weise orchestrieren.

Auch wir spüren diese unsichtbare Kraft.

Wir werden ruhiger, geniessen vielmehr das Zuhause, widmen uns der Gemütlichkeit & Wärme des Daheims. Und doch vergessen wir allzu oft etwas Essentielles. Etwas, das die Natur uns jedes Mal auf kraftvolle und auch wegweisende Weise vormacht:

Das Loslassen.

Wir Menschen haben Mühe mit dem Loslassen. Und auch wenn wir wissen, dass es uns zwar gut tun würde gewisse Themen oder Begebenheiten des Lebens loszulassen, tun wir es nicht. Und das schadet uns. Es wirkt wie ein verborgenes Gewicht, das wir zwar nicht sehen - jedoch spüren. Es hindert uns befreit unseren eigenen Weg zu gehen. Wir werden dadurch immer schwerer, verlieren unsere Kraft und gewinnen dafür an Angst. Mir ist bewusst, dass gewisse Themen nicht einfach loszulassen sind. Ich kenne das aus eigener Erfahrung. Doch die Natur nimmt uns jedes Jahr aufs Neue liebevoll an die Hand und zeigt uns, wie das geht.

Denn das Loslassen, das Loslassen muss man mehrmals praktizieren.

Blättern wir ein paar Monate zurück, zum August, dem Monat der ersten Ernte, des ersten Schnitts sozusagen. Der August läutet die Erntezeit ein. Eine Zeit, wo mutig ein erster Schnitt vollzogen werden darf, damit die erste Ernte sichergestellt werden kann - und auch damit der restliche Teil der Ernte noch zur Reife kommen darf. Aus der Perspektive des Loslassens, beginnt die Natur also schon im Sommer sich Raum zu verschaffen.

Sie lässt los, erntet und macht somit Platz für das, was noch kommen darf.

Es geht dann weiter im September. Wenn die Tage kürzer werden als die Nächte. Die Sonne langsam aber sicher sich von uns abwendet und die Säfte und Energien der Natur sich dem Wurzelwerk widmet. Sie beginnt sich zurückzuziehen. Immer mehr. Tag für Tag. Es beginnt mit der Verfärbung der Blätter. Mit dem Loslassen der letzten Blüten. Mit dem Fallen lassen der Früchte & Beeren. Alles, was sie nicht mehr braucht, lässt sie los. Und es geht weiter, hinein bis in den November. Bis sie kahl und fast schon nackt dasteht. Sie hat alles komplett losgelassen, hat sich abgewendet und widmet sich ihrer wichtigen Ruhephase.

Die Natur lehrt uns, dass das Loslassen zum Leben dazu gehört.

Das es sogar ein essentieller Bestandteil ihres Kreislaufs ist. Sie lehrt uns, dass das Loslassen ein Prozess ist. Das wir immer wieder die Möglichkeit haben hinzuschauen, uns wohlwollend all dem zu widmen, was beachtet werden will - und es auch immer wieder frei geben können. Wie ein Blatt, das voller Vertrauen und leicht dem Boden hinzu schwebt und wohlwollend aufgenommen wird. Von der Erde. Dem Fundament.

Loslassen setzt Vertrauen voraus.

Ja, Loslassen setzt Vertrauen voraus. Wir dürfen Vertrauen haben. Denn auch wir sind Teil der Natur. Auch wir haben unseren Kreislauf. Und dieser Kreislauf besagt, dass immer, wirklich immer die lichtvollen Tage zurückkehren.

So wünsche ich mir für dich. Für mich. Für uns alle, dass wir Vertrauen haben. Vertrauen in uns. In unser eigenes Wurzelwerk sozusagen. Denn es ist da. Wir alle haben diese tief verborgene Kraft in uns, die uns beschützt und uns den Weg weist. Die uns voller Vertrauen erlaubt loszulassen.

Und uns befreit unseren Weg gehen lässt.

Denk daran, wenn du im Verlaufe des Oktobers nun das Loslassen in der Natur beobachtest. Sieh es als wohlwollendes Zeichen an. Widme dich voller Vertrauen deinem eigenen Loslassen. Begib dich in diese dunklere Jahreszeit, schenk dir immer wieder Phasen der Ruhe & Einkehr. Lass los. Lass los. Voller Vertrauen. Denn das Loslassen, gehört zu unserem Leben dazu.