In die Tiefe gehen

Wald Susana Garcia Ferreira

Der November ist der Monat der Stille & der Dunkelheit. Er lädt uns dazu ein in unsere eigene Stille zu gehen, in unsere Tiefen. Er tut dies nicht damit wir unsere Schattenseiten entdecken. In der Dunkelheit gibt es keine Schatten. Er tut dies, damit wir unsere Wurzeln entdecken. Unser Fundament. All unsere winzigen Keimlinge, die wachsen wollen. Diese Keimlinge stehen für das Licht, das im Verlaufe des Frühlings hervorkommen darf.

Dieses Ritual kannst du immer wieder im Verlaufe des Novembers geniessen. Du kannst es sogar noch im Dezember zelebrieren, bis zur Winter-Sonnenwende am 22. Dezember 2019. Das Ritual soll dir dabei behilflich sein in deine Stille zu gehen. Deine eigenen Tiefen zu entdecken, damit du ankommst. Damit du dein Fundament legen kannst, für all das, was im Frühjahr hervorkommen darf.

Versuche im Verlaufe der nächsten Wochen dir immer wieder eine kleine Auszeit zu nehmen. Manchmal reichen auch 15 min. Hauptsache du kannst deinen Kopf abschalten. Mir hilft es diese “Auszeiten” mit einer Handlung zu kombinieren. Ich zünde zum Beispiel bewusst eine Kerze an. Indem ich die Kerze anzünde, läute ich sozusagen meine “Ich-Zeit” ein. Wenn ich sie ausblase, bin ich wieder bereit für die “Aussenwelt”. Du kannst selbst entscheiden, was dir dabei hilft abzutauchen. Es kann auch ein Spaziergang alleine im Wald sein, draussen in der Natur. Beobachte dabei die Pflanzen, Bäume und Sträucher. Sie alle haben sich zurückgezogen. Tauche ein in diese Energie, vielleicht gelingt es dir dann besser in deine Innenwelt zu gehen. Es kann auch sein, dass eine Meditation dir dabei hilft. Du weisst, was dir am ehesten gut tut. Du kannst es übrigens auch im Zug oder im Bus machen, falls dir das gelingt. Nutze einfach deine Zeit, wann es stimmig für dich ist und du in deine Tiefen eintauchen kannst.

Schliesse dazu die Augen. Konzentriere dich für die ersten Augenblicke bewusst auf deinen Atem. Atme tief ein und dann wieder tief und vor allem auch ganz langsam aus. Entspann dich. Lass die Schultern los. Versuche gerade zu sitzen. Hör in deinen Körper hinein. Ist er locker? Entspannt? Gelöst? Versuch mit jeder Ausatmung jegliche Spannung loszulassen. Komm an. Bei dir. Wenn du spürst, dass dein Puls sich beruhigt hat und du innerlich ruhig bist, begibst du dich auf eine visuelle Reise. Stell dir vor du bist in einem tiefen und dunklen Wald. Einen Wald, der ruhig ist, still. Obwohl er dunkel ist, hast du keine Angst. Du fühlst dich geborgen, sicher und willkommen. Schreite langsam in diesen Wald hinein und lass dich von seiner wohlwollenden Präsenz führen. Du gehst tief, tief in ihn hinein. Jegliche Laute der Aussenwelt werden von den Tannen und Bäumen um dich herum verschluckt. Wenn du hinauf schaust, siehst du kaum den Himmel, so hoch und dicht sind die Kronen. Dir ist behaglich warm. Du spürst keine Kälte und fühlst dich wohl in deiner Haut. Es ist als würde dich der Wald immer tiefer in sein Innerstes hineinziehen, wo es still ist, warm und geborgen. Du gelangst sozusagen zum Herz des Waldes. Wenn du soweit bist, legst du dich hin. Du machst es dir auf dem Waldboden gemütlich. Der Boden ist angenehm warm und weich. Du kannst so richtig eintauchen und deinen Körper fallen lassen. Es duftet herrlich und du entspannst dich dabei noch mehr. Du schliesst die Augen und versinkst in einen tiefen Schlaf. Einem traumlosen Schlaf. Einem Schlaf voller Ruhe. Ohne jegliche Bilder und Gedanken. Du hälst Winterschlaf und tauchst für ein paar Augenblicke unter. Tief. Ganz tief. Alles bleibt stehen. Zeit hat hier keine Bedeutung. Irgendwann schlägst du die Augen wieder auf. Du kommst ganz langsam an. Im Hier und Jetzt. Du bist bei dir. Bewegst langsam deinen Körper. Deine Gliedmassen. Atmest wieder bewusst ein und aus. Du kommst ganz langsam wieder in die Aussenwelt an. Jedoch erst, wenn du soweit bist.

Diese kurze Sequenzen sollen dir ermöglichen immer wieder in die wohltuende Ruhe & Stille des Novembers einzutauchen. Dabei ist das einzige Ziel das Ankommen. Bei dir. In deiner Stille. Du musst dabei nichts ergründen. Es geht schlicht und einfach um das SEIN. Denn erst, wenn wir in die Stille gehen. Diese für uns immer wieder zelebrieren. Uns innerlich leer machen. Können wir zum richtigen Zeitpunkt das Licht empfangen. Erst dann, kann unser Keimling in uns drinnen gedeihen. Es braucht die Ruhe, den Stillstand, die Leere, damit das Rad des Lebens sich weiter drehen kann. Dein Rad des Lebens. Dein Leben. Dein Licht.