Das innere Feuer nähren

Die Natur schläft. Alles ist ruhig. Kleine Seen und Teiche sind gefroren. Wege und Wiesen sind eisverkrustet vom Frost. Gehen wir im Wald spazieren, hören wir kaum Geräusche. Es ist eine Ruhe, die ankommen lässt.

Unzählige Nüsse, Samen und Wurzeln liegen wohlbehütet tief in der Erde. Diese Langsamkeit ist wertvoll, denn sie ermöglicht eine bewusste, innere Ausrichtung. Die Natur weiß, dass sie den Winter über ihre Energie zu 100 Prozent nach innen zu richten hat. Das ist ihr Fundament, ihr sicherer Boden. Wenn sie nicht ihre Wurzeln stärkt, wenn sie nicht wohlbehütet ihre Samen, Nüsse und Zwiebeln beschützt und pflegt, brechen sie zu früh auf und haben dann nicht die Kraft, die sie brauchen, um die Stürme im Außen zu nehmen.

Uns geht es da nicht anders. Statt das Jahr langsam anzugehen, stürmen wir jedoch gleich los. Machen uns voller Eifer an die Umsetzung unserer Pläne, Ziele und Vorhaben und vergessen dabei das Wichtigste überhaupt: unser Fundament. Unser Fundament ist die eigene innere Ausrichtung. Erst wenn wir diese klar und bestimmt gesetzt haben, können wir die Herausforderungen, aber auch die wunderbaren Chancen packen, die uns das Leben schenkt. Doch wenn wir gleich losstürzen und kopflos sowie unachtsam das Jahr starten, wird es schwierig mit der inneren Ausrichtung. Die Natur übermittelt uns mit ihrer Symbolik nichts anderes, als dass wir uns auf das konzentrieren, was noch nicht sichtbar ist. Das, was noch in unserem Innersten ist: unsere Innenwelt. Sie will, dass auch wir diese nähren. Damit unsere Samen zuerst Wurzeln schlagen können, bevor sie hoch hinauswachsen.

Der Winter ist die dunkelste Zeit des Jahres. Auch wir brauchen diese dunkle Zeit, damit unser Körper, Geist und auch unsere Seele zur Ruhe kommen können. Das ist in unserer Welt nicht immer einfach. Erst in der Stille entdecken wir das eigene innere Feuer. Dieses innere Feuer nährt uns das ganze Leben, wenn wir achtsam damit umgehen. Es gibt Menschen, bei denen das innere Feuer erloschen zu sein scheint. Sie haben ihre Sinnhaftigkeit verloren, da sie konstant von außen getrieben sind. Sie haben vergessen, wer sie sind und was sie eigentlich ausmacht.

Wir können unser inneres Feuer wieder zum Leuchten bringen. Bedingung dafür ist, dass wir Kontakt mit unserer Innenwelt aufnehmen und diese Beziehung pflegen. Es ist schlussendlich nichts anderes als die Beziehung zu sich selbst. Und der Ursprung, der erste wichtige Impuls dazu kann am ehesten im Winter geschehen. Denn der Winter steht symbolisch für die Nacht sowie die Neumondzeit. Also die Qualität in der Natur, die für die Ruhe, Stille und den Neuanfang steht. In dieser stillen Übergangszeit wird unser Innerstes erkennbar. Wir sind nicht abgelenkt. Und so haben wir die Möglichkeit, unser inneres Feuer zu erkennen, das gleichzeitig auch für die innere Ausrichtung steht.

Denn das Feuer ist nichts anderes als das, was unser Herz nährt, das, wofür wir brennen, das, was uns ausmacht. Unser Leben will gelebt werden und es lebt sich am schönsten, wenn wir unser Feuer leuchten lassen. Wenn wir uns bewusst sind, was uns zum Leuchten bringt, kennen wir auch unsere Ausrichtung und wissen, welche Wege und Entscheidungen zu fällen sind. Doch wenn wir uns die wertvolle Zeit des Januars nicht zu eigen machen und unsere wichtigen Pfeiler setzen, kann es passieren, dass wir von außen gelebt werden und uns im Dickicht des Alltags verlieren. Wir verlieren uns, weil unser Feuer uns nicht den Weg zeigen kann.

Schau dir eine Eichel einmal genauer an. Auch wenn sie noch klein und verschlossen ist, so ist in ihrem Innersten die Vision und die schöpferische Kraft einer starken, großen und allumfassenden Eiche. Auch wir Menschen haben diese Vision und schöpferische Kraft in uns. Wir müssen deshalb nicht gleich überaktiv werden und uns sofort an die Umsetzung machen. Denn der erste wichtige Schritt ist der Keim, der Samen, den wir in uns setzen. Dieser Keim darf noch ruhen. Doch der Zeitpunkt wird bald kommen, an dem der Keim zu wachsen beginnt, er die ersten Grenzen sprengen wird, Wurzeln schlägt. Oft erwarten wir schnelle und sichtbare Resultate. Doch wichtige Schritte geschehen still und leise. Es sind die Schritte, die in uns einen Hebel in Gang setzen. Einen Hebel, der freisetzt. Und genau dazu ist der Januar da. Genau dazu sind die ersten Wochen des Jahres da: um achtsam, aber auch machtvoll die innere Ausrichtung zu manifestieren. Damit wir dann mit der aufstrebenden Kraft der Natur voranschreiten dürfen.

Schenk dir den Januar als Monat des ersten Grundsteins. Eines soliden, ehrlichen und tragenden Grundsteins, der deine Pfeiler markiert. Du hast einen Großteil des Jahres Zeit, dein Leben voranzutreiben, zu verwirklichen, zu ernten. Nun geht es einfach darum, dass du zulässt. Dass du dich öffnest. Für dein inneres Feuer. Für das neue Jahr. Für die Verheißung eines Keimlings, der sich schon bald offenbaren wird. Schon bald dürfen wir mit der unaufhaltsamen Energie der Natur mitgehen. Schon bald wird der Frühling kommen und uns alle wachrütteln. Doch halte die Wochen des Januars und auch noch die ersten Wochen im Februar immer wieder inne. Genieße die Stille. Tauche immer wieder ab. Entdecke deine Innenwelt. Lebe im Jetzt. Du aktivierst dadurch dein Feuer und richtest dich machtvoll auf und auch aus.

 

Die geschlossene Eichel steht symbolisch für den Monat Januar. Schon bald wird sie aufbrechen, doch noch darf sie ruhen.